Ronja

RONJA

Geschätztes Geburtsdatum: 16. Juni 2019
Background: Als Findelwelpe von Anca gefunden und im Tierheim aufgewachsen
Charakterbeschrieb vor der Ausreise: Offen, freundlich, doch zu Beginn sehr scheu
Ankunft in der Schweiz: August 2020

 

«MEINE ERSTEN SCHRITTE IN MEINER NEUEN FAMILIE»

Wie ein scheuer Tierschutzhund Schritt für Schritt Vertrauen fasst

Eigentlich hat alles mit meinem kleinen Hundefreund Faun, ehemals Timmy angefangen. Meine Hundemama Geri ist mit 5 Hunden aufgewachsen und liebt Hunde über alles. Im Oktober 2018 war es soweit und ihre Lebensumstände haben ihr erlaubt, endlich wieder einen Hund zu haben. So hat sie Faun aus Rumänien von Anca Toma adoptiert. Was für eine riesige Freude dieser kleine Goldschatz in ihr Leben gebracht hat!

Kleiner grosser Goldschatz Faun. Foto © Geri W. 2020

Ihre Freundschaft mit Faun hat sie so berührt und so wollte Geri unbedingt auch einen Beitrag leisten für die vielen grossartigen Hunde, die in Rumänien bei Anca noch sehnsüchtig auf ein Zuhause warten und Tag ein Tag aus in ihrem Zwinger sitzen. Deshalb hat sich Geri diesen Sommer als Pflegestelle für die süsse Angie angeboten. Auch dieses Erlebnis hat sie sehr berührt und sie hat ihren Pflegeschützling wenig später mit einem lachenden und weinenden Auge an sein endgültiges Zuhause übergeben. Eine Pflegestelle ist etwas so wertvolles für uns Tierschutzhunde. Denn so bekommen viele von uns endlich die Chance auf ein endgültiges Zuhause. Besonders wenn man bedenkt, dass wir viel schneller adoptiert werden, sobald wir erst einmal auf einer Pflegestelle sind.

Pflegeschützling Angie jetzt glücklich im Appenzeller Land. Foto © Karlheinz H. 2020

Während der Zeit mit Angie ist meiner Hundemama und Faun bewusst geworden, dass sie sich einen zweiten Hund zu ihrem kleinen Rudel wünschen. Und dann kam ich.

So bin ich Mitte August in mein neues Leben gereist. Nach langen 24 Stunden Fahrt bin ich aus Rumänien endlich in der Schweiz angekommen. Zuerst musste ich mich von der langen Reise erholen. Ich schlief viel in meiner Softbox, beobachtete aber schon sehr neugierig, was um mich herum alles passierte.

1. Erster Erfolg, Ronja streckt das erste Mal ihren Kopf aus der Box, aber bis sie sich ganz heraus traut geht es noch einen weiteren Tag.

Zu Beginn war ich sehr scheu und eingeschüchtert. Ich brauchte 1 ½ Tage, bis ich mich aus meiner sicheren «Höhle» getraut habe und das erste Mal mutig Pipi machen konnte! Geri und mein neuer Freund Faun haben während diesen ersten Stunden einfach sichergestellt, dass ich sie immer sehen und beobachten konnte, wie sie gemeinsam spielten, lachten, den Tag verbrachten. Es gab keine Hektik, alles war entspannt und sicher.

Da waren so viele neue Eindrücke, Gerüche, Geräusche und Stimmen um mich herum. Dennoch war ich neugierig, traute mich aber noch nicht wirklich, herumzuschnüffeln und diese neue Welt selbst zu erkunden. Ich brauchte einfach Zeit, um die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Und es war super wichtig, dass mir Geri einen ruhigen und sicheren Ort eingerichtet hat, wo ich einfach mein Plätzchen hatte und alles auf mich einwirken lassen konnte, so lange wie ich es brauchte.

Ronja wird von Tag zu Tag mutiger und zutraulicher. Foto © Geri W. 2020

Es war auch gut, dass Geri mich zu nichts gezwungen und darauf geachtet hat, dass alles, was sie mit mir unternommen hat, positiv war und mich dabei nie allein gelassen hat. Am besten haben mir die hochwertigen Leckerlis geschmeckt, die ich hin und wieder angeboten bekam. Und ich durfte Geri immer zeigen, ob ich schon bereit war, oder ob ich noch nicht so weit war, meine grosse neue Welt zu entdecken. Und da gab es am Anfang so vieles, fast zu viel, dass ich so froh war, dass Geri so geduldig mit mir war. Doch ich habe auch gemerkt, wie viel Liebe da auf mich wartet. Geduld und Liebe, das hat mir Mut gemacht!

Obwohl ich eine ganze Weile brauchte, bis ich mich getraute, endlich Pipi zu machen, hatte ich von Anfang an einen guten Appetit. Und weil ich mich in meiner Hundebox sicher fühlte, konnte ich mich jeden Tag ein Stückchen mehr an meine neue Umgebung gewöhnen. Als erste neue Bezugsperson im Leben von uns Hunden ist es wichtig, dass du uns ein sicheres, ruhiges Umfeld schaffst, uns vor Unerwartetem beschützt und dass jede noch so kleine Interaktion mit uns positiv ist. So ist Geri immer wieder zu mir an die Box gekommen und hat mir Leckerlis gegeben, aber hat von mir noch nichts verlangt. Ich durfte einfach mit ihr zusammen sein und sie hat mich zu nichts gedrängt. Ein Tag nach meiner Ankunft sass sie mit Faun einfach neben meiner Box im Garten. Es tat gut, einfach ihre Nähe zu spüren und mich in meiner Box schon mal langsam an die beiden zu gewöhnen.

Schon bevor ich angekommen bin, hat sich Geri ein paar wichtige Gedanken gemacht und musste einiges planen. Zunächst wurden für die ersten zwei Wochen keine Termine abgemacht, sie wollte in dieser Zeit nur für mich da sein. Dann wurde überlegt, wo der beste Ort für meine Box wäre, wie kann sie mir am besten das Brustgeschirr anpassen und vieles mehr. Denn sie wollte alles so planen, dass ich möglichst wenig Stress hatte und doch immer gesichert war. Es war für mich sehr wichtig, dass sie ruhig blieb, wenn sie in meiner Nähe war, keine Hektik, mich aber sonst ganz natürlich in ihr Leben miteinbezog und mich auch möglichst 24h in ihrer Nähe hatte. Deshalb platzierte sie meinen Schlafplatz oder die offene Box immer in ihrer Nähe. So lag ich tagsüber neben Geris Schreibtisch und nachts durfte ich neben ihrem Bett schlafen.

Zwei Tage später war ich schon mutiger und habe ein paar tolle Fortschritte gemacht. Ich bin langsam aufgetaut und habe sogar ein-, zweimal versucht, meinen Hundefreund Faun zum Spielen aufzufordern.

Erstes Sein im Garten, noch sehr zögerlich hinter der Hecke kauernd, während Faun interessiert seine neue Freundin beobachtet. Foto © Geri W. 2020

Am Mittwochmorgen habe ich nach dem Aufstehen sogar einen kleinen Freudentanz aufgeführt und bin dann später das erste Mal an der Leine durch den Wald spaziert, das war super schön. Seit Montag habe ich auch nur noch im Garten Pipi gemacht, nachdem ich mich nur ein einziges und erstes Mal im Haus erleichtert habe. Die meisten von uns verstehen schnell, dass wir draussen unser Geschäft erledigen müssen, weil wir ja eigentlich dort, wo wir schlafen, es auch sauber haben wollen. Zur Sicherheit hat Geri jedoch am Anfang eine Unterlage in einer Ecke auf den Boden gelegt, die mir sozusagen mein WC markieren sollte.

Sehr wichtig war am Anfang auch meine Sicherung, damit ich nicht ausbüxen konnte, falls ich mich erschrecken sollte! Und weil ich so scheu war, musste mich Geri doppelt sichern (die Leine am Brustgeschirr und am Halsband befestigen) und ich musste ein spezielles Sicherhungsbrustgeschirr tragen (scheinbar soll das von ANNYX sehr gut sein). Und ich bekam auch ein GPS an mein Halsband für alle Fälle. Ich war auch nie allein im Garten, sondern immer mit Geri und Faun. Und auch wenn der Garten eingezäunt war, war ich immer an der langen Leine (Schleppleine). Wir haben dann gemeinsam angefangen, den Garten zu erkunden.

Schon etwas entspannter, aber die sichere Position hinter der Hecke will Ronja noch nicht verlassen. Das braucht noch ein paar weitere Stunden. Foto © Geri W. 2020
Foto © Geri W. 2020

Auch hatte ich meine speziellen Trigger, die mir zu Beginn noch etwas Angst machten (Autos, mein Spiegelbild u.a.). Manchmal ging es schnell, manchmal weniger schnell, bis ich mich daran zu gewöhnen begann. Geri ist dabei mit mir immer sehr einfühlsam umgegangen und ich habe schnell gemerkt, dass es so viele tolle Sachen in meinem neuen Leben gibt und dass ich das eigentlich ganz schön finde, gemeinsam mit meinem neuen Menschen und meinem neuen Hundefreund Faun die Welt zu erkunden. Und dann geschah es plötzlich schneller als Geri erwartet hatte, dass ich angefangen habe, ihr zu vertrauen. Ich wollte immer wissen, wo sie war, habe angefangen, auf sie und Faun zu achten und begann, ihre Nähe zu suchen.

Ronja und ihr neuer Lebensbegleiter Faun geniessen ihr neues gemeinsames Leben. Foto © Janine M. 2020

Ich bin nun schon etwas mehr als 3 Wochen bei Geri und Faun und habe seitdem so viel Neues, Schönes erlebt und würde mein kleines Rudel für nichts auf der Welt mehr hergeben. Lieben Dank Geri, dass du mir die Chance auf dieses Glück ermöglicht hast.

Eure Ronja

Foto © Janine M. 2020

Man sollte sich immer bewusst sein, dass der Hund in eine ihm völlig neue Umgebung kommt. Gestern war er noch in einem Zwinger in seinem Rudel, es war laut und stressig, keine Ablenkung, nichts, was ihn gefördert hätte. Menschen kamen nur, um sauber zu machen und zu füttern. Doch er fühlte sich in seinem Zwinger auch sicher, weil er alles kannte. Plötzlich ist alles anders, so viele neue, fremde Eindrücke, keine Gitter mehr, die der Hund auch als Schutz empfunden hat. Er muss in den ersten Tagen und Wochen so viel Neues, Unbekanntes, neue Gerüche, unbekannte Geräusche verarbeiten und sich an fremde Menschen, eine fremde Sprache und an neue Tiere gewöhnen. Das ist ein richtiger Kraftakt. Er muss sich auch daran gewöhnen, dass jetzt plötzlich rund um die Uhr ein Mensch da ist, der sich kümmert, auf ihn achtet, der ihm eine Freundschaft anbietet. Diese enge Beziehung mit einem Menschen ist für Tierschutzhunde oftmals neu. Doch es liegt in der Natur des Hundes, dass er die Nähe und Freundschaft zum Menschen sucht und braucht, zu seinem neuen Lebensbegleiter, seinem Rudelführer. Und das ist die beste Voraussetzung für eine lebenslange Freundschaft zwischen Hund und Mensch. Ich bin täglich erstaunt, wie schnell Ronja lernt und was für eine lustige, charakterstarke Hündin sie ist.

So hat sich das Anfangs verschüchtert in seiner Box sitzende Hündchen Ronja nun in eine aufgestellte, selbstbewusste und verspielte junge Hündin verwandelt, die mir und Faun viel Freude bereitet.

Und mein kleiner Faun, dieses kleine Wesen begeistert mich seit unserem ersten gemeinsamen Tag Mitte Oktober 2018. Er ist ein so lebensfroher, aufgestellter kleiner Hund, der allen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, ein Held für alle Kinder ist und sich auch mit allen anderen Tieren wunderbar versteht. Faun hat mir mit Angie und Ronja sehr geholfen. Denn beide Hunde haben sich stark an Faun und seiner Beziehung zu mir orientiert, was mir gleichzeitig sehr geholfen hat, die Herzen der beiden Neuankömmlinge zu erobern.

Mein Herzenshund Faun. Foto © Geri W. 2020

Es ist sehr berührend zu erleben, wie so eine Freundschaft zwischen Mensch und Hund und auch zwischen Hund und Hund entsteht. Oft erinnert es mich an jene Stelle in «Le Petit Prince» von Antoine de Saint-Exupéry, wo der Fuchs dem kleinen Prinzen erklärt, dass er erst gezähmt werden muss, bevor der Fuchs mit dem Prinz spielen kann. «Aber was heisst den zähmen?» fragt der kleine Prinz den Fuchs. «Es heisst, sich vertraut machen» und dafür braucht es Zeit und Liebe.

Ich kann von ganzem Herzen empfehlen, einen Hund aus einem Tierheim zu adoptieren oder sich als Pflegestelle anzubieten. Weder Faun noch Ronja oder Angie hatten irgendein negatives Verhalten oder schwierige ‚Macken‘. Es war nur einfach so, dass alle drei, als sie zu mir kamen, noch nicht viel von der Welt gesehen hatten und wir diese gemeinsam und voller Lebensfreude entdecken durften bzw. noch entdecken. Viel Geduld und Liebe sind der Schlüssel zu einer wunderschönen Freundschaft.

Geri & Faun & Ronja